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OTTO HEUSS - Auszüge aus der Firmengeschichte

Die Firma OTTO HEUSS reiht sich seit 1953 in Lichs über 400-jährige Orgelbautradition ein. Der seit 1927 in Lich bei Förster & Nicolaus beschäftige Orgelbauer Otto Heuss beschließt in seinem 58. Lebensjahr eine Firma zum Bau von Orgelspieltischen zu gründen, anfangs in der Waschküche seines Wohnhauses im Kreuzweg 3. Dass dies der Anfang für ein international tätiges mittelständiges Handwerksunternehmen sein würde, hätte sich Otto Heuss damals wohl nicht träumen lassen. Schon sehr bald wird er unterstützt von seinem Sohn Otto Josef Heuss (*1925; Ausbildung zum Orgelbauer bei Förster & Nicolaus 1939-1942). Die Qualität der Spieltische überzeugt, so dass aufgrund der steigenden Nachfrage im September 1954 Räume im 1. Stock des Hinterhauses Giessener Straße 9 angemietet und bezogen werden. 

Der erste Lehrling wird 1955 eingestellt. Dieser arbeitet noch bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden bei der Firma OTTO HEUSS. Noch im gleichen Jahr legt Otto J. Heuss seine Meisterprüfung ab. 1958 wird auf einem Grundstück in der Amtsgerichtsstraße 12 ein neues Firmengebäude errichtet und in den Folgejahren (1961, 1963, 1993, 2002, 2007) mehrfach erweitert. Unter dieser Adresse wird OTTO HEUSS, ob als KG, GmbH & Co.KG oder zuletzt GmbH zu einem weltweiten Begriff im Orgelbau – bis heute. 

1963 steht der erste Generationswechsel an und Otto J. Heuss tritt als Komplementär in die Geschäftsleitung ein.

Wohnhaus und Werkstatt "Kreuzweg 3"

Werkstatt "Amtsgerichtsstraße 12" in den 50er Jahren

Rückseite

Werkstatt "Amtsgerichtsstraße 12" in den 70er Jahren

Werkstatt "Am Fuchsstrauch" in den 70er Jahren

Werkstatt "Amtsgerichtsstraße 12" in den 80er Jahren

Werkstatt "Amtsgerichtsstraße 12" in den 90er Jahren

Bereits wenige Jahre nach Firmengründung wird das Sortiment erweitert mit elektrischen und mechanischen Orgelteilen - erwähnt sei hier der Schleifenzugmotor (1959), von dem bis 2003 ungefähr 125 000 Stück gefertigt und in alle Welt geliefert werden. 1964 wird das Sortiment in einem Katalog erfasst, der allen Kunden zugestellt wird. Die Orgelteile sind mit 3- oder 4-stelligen Nummern erfasst und in 7 Gruppen gegliedert. Im Anhang zum Katalog wird von „einem halben Hundert“ Mitarbeitern berichtet. Ein Blick ins HEUSS-Archiv zeigt, wie groß und weit verteilt sich der Kundenstamm zu diesem Zeitpunkt bereits zeigt, so dass man durchaus sagen kann: die Firma OTTO HEUSS ORGELTEILE ist etabliert. Im Jahr darauf verstirbt der Firmengründer. Otto J. Heuss führt die Firma alleine weiter. In einem Vorkriegsgebäude direkt an der Ecke Amtsgerichtsstraße/Langgasse, in dem bis 1959 eine Autowerkstatt angesiedelt war, fertigt Otto J. Heuss unter dem Firmennamen INTEC begehrte Stanzwerkzeuge. Noch heute wird dieses Gebäude firmenintern als „Werkzeugbau“ bezeichnet. Auch ein anderer Weltkonzern lässt bei OTTO HEUSS fertigen: für Philips werden Schaltelemente für Fernseher gefertigt und bestückt. Anfang der 70-er Jahre wird am westlichen Ortsrand Lichs, Am Fuchsstrauch, ein weiteres Werk mit Lackierraum und Holzhalle errichtet, jedoch von der Firma nur wenige Jahre selbst genutzt. Die Ölkrise 1973 wirkte sich auch auf den Orgelbau aus, insbesondere auf den Export in die USA.

Otto Heuss und sein Sohn Otto Josef Heuss

1952

Tristan Felix und Julian Philipp Heuss

Stefan Otto Heuss (*1964; Ausbildung zum Orgelbauer bei OTTO HEUSS und Werner Bosch in Niestetal-Sandershausen 1981-1985; anschl Weiterbildung bei Martin Ott in St.Louis/USA) tritt 1986 in die Firma ein und wird 1990 zweiter Geschäftsführer. Die Veröffentlichung von Katalog Nr. 5 im Juni 1992 stellt einen Meilenstein dar. Das deutlich erweiterte Sortiment wird erstmals zweisprachig (deutsch/englisch) präsentiert, ein wichtiges Zeichen für die stark zunehmende internationale Kundschaft. Bereits in den beiden Jahrzehnten davor repräsentiert Otto J. Heuss die Firma auf zahlreichen nationalen und internationalen Messen. 1997 legt Stefan O. Heuss seine Meisterprüfung ab. Als Meisterstück fertigt er eine Truhenorgel mit Handschöpfbalg. Die Truhenorgel kann heute noch im Ausstellungsraum der Firma OTTO HEUSS gespielt werden. Otto J. Heuss verstirbt am 04.01.2000. Stefan O. Heuss führt die Firma alleine weiter. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt zunächst auf der hauseigenen Fertigung von Manualklaviaturen. Zeitweise werden auch Flügel- und Pianoklaviaturen für den weltweiten Markt geliefert. 2003 wird das 50-jährige Bestehen der Firma OTTO HEUSS gefeiert. Katalog Nr. 6 wird im Jahr 2007 versandt. Zu diesem Zeitpunkt ist bereits abzusehen, dass dies möglicherweise der letzte Print-Katalog sein wird. Das Internet gewinnt immer mehr an Bedeutung. 2012 tritt Julian Philipp Heuss (*1990; Ausbildung zum Orgelbauer bei Orgelbau Klais in Bonn 2008 -2012) in die Firma ein und wird 2012 zum zweiten Geschäftsführer bestellt. 2 Jahre danach tritt auch sein Bruder Tristan Felix Heuss (*1993; Ausbildung zum Orgelbauer bei Förster & Nicolaus und OTTO HEUSS 2010 - 2014) in die Firma ein. Gemeinsam mit ihrem Vater bilden sie ein gutes Team, das die Firma weiter voranbringt. Der bei OTTO HEUSS entwickelte Einzug des Touchscreens in den Orgelbau führt 2016 zum Gewinn des Bayerischen Staatspreises für besondere gestalterische und technische Leistungen im Handwerk. Auch die Verleihung des Hessischen Exportpreises 2023 erfüllt die Firma OTTO HEUSS mit Stolz. 2023 verabschiedet sich Stefan O. Heuss in den Ruhestand. Er steht aber nach wie vor beratend der Firma und seinen Söhnen zur Verfügung. Zeitgleich wird Tristan F. Heuss neuer gleichberechtigter Geschäftsführer. Die Geschäftsführung der OTTO HEUSS GMBH liegt nun in den Händen der 4. Generation. Als kreativer Partner im Orgelbau steht OTTO HEUSS GMBH seit über 70 Jahren für Tradition und Fortschritt – überall und weltweit.

F. Knittel

Werkstatt "Amtsgerichtsstraße 12" Heute